ANT POP MACHINE ist ein KI-basierter Music Service der ersten Stunde, den auch ich immer wieder gerne nutze. Heute ist er allerdings eher ein Underdog im umkämpftem Markt der Realtime Generated Music. Es wird schwieriger für kleine Anbieter und ANT POP MACHINE tritt mit einem großen Update die Flucht nach vorne an. Vitales Zeichen oder letztes Aufbäumen gegen den Untergang?
Mehr geht immer: Konnektivität
Der Service kann sehr flexible auf unterschiedlichen Plattformen und Devices aufgerufen werden. Ob in klassischen Mobiles oder Wearables, Reality-Enhancement-Tools, Sensoren, Möbeln, Kleidung oder jetzt auch als FollowMe-Service. Er erkennt dynamisch die verfügbaren Lautsprecher-Konfigurationen, Kopfhörer oder auch Implantate und kann nahtlos zwischen diesen hin und her geschaltet werden. Ein für die Kommunikation mit dem Service erforderliches Mikrofon wird meistens verfügbar sein. Auch hier sucht er sich dynamisch die vorhandenen Möglichkeiten zusammen und nutzt jeweils die besten Optionen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, verwendet sowieso eines der winzigen Haftmikrofone, die beispielsweise am Zahn befestigt werden können.
Alles in allem wurden viele Verbesserungen im Detail umgesetzt. Besonders die Anbindung an den FollowMe-Service wird viele Nutzer freuen. ANT POP MACHINE ist auf der Höhe der Zeit und kümmert sich zuverlässig um das Device-Handling und die reibungslose Integration in die unterschiedlichsten Anwendungsszenarien.
Kleiner Wermutstropfen: Da längst nicht jedes servicefähige Device die Kapazitäten für die erforderlichen Echtzeit-Berechnungen bietet, wird bei Bedarf dynamisch Rechenkapazität aus der Cloud dazugeschaltet. Leider hat das in unserem Test nicht immer reibungslos funktioniert und es waren deutlich überbrückende Loops und andere Artefakte zu hören. Hoffentlich ein Problem, das bald behoben wird.
Wirklich simple: Einstieg und Bedienung
ANT POP MACHINE lässt sich vollständig sprachgesteuert bedienen. Wer aus welchen Gründen auch immer ein visuelles oder haptisches Interface benötigt, kann sich das aber zusätzlich freischalten.
Beim erstmaligen Aufruf wird mit wenigen Fragen ermittelt, mit welcher Art von Assistent man starten möchte. Weiblich oder männlich. Kurz und knapp oder informativ und geschwätzig. Das lässt sich natürlich jederzeit wieder ändern. Im besten Fall hat man mit dem Assistenten später sowieso wenig zu tun, denn wie wir wissen ist ein gut trainierter Assistent vor allem kaum zu bemerken.
Wer möchte kann dem Service dann noch Zugriff auf weitere Musikdienste und Musiksammlungen, SocialMedia-Konten und verfügbare Sensoren geben.
Angenehm: Anders als bei einigen anderen Services funktioniert ANT POP MACHINE auch, wenn der Zugriff vollständig unterbunden wird. Das Training dauert dann zwar länger und die Treffsicherheit ist zu Beginn geringer, aber das ist eine akzeptable Einschränkung für den gewonnenen Datenschutz.
Und das war es auch schon. ANT POP MACHINE spielt direkt den ersten Song und ihr habt ab jetzt jederzeit die Möglichkeit auch einzelne musikalische Aspekte zu beeinflussen. Tempo, Stimmung, Instrumentierung oder was auch immer euch einfällt. Auf jeden Fall bleibt die alte Regel bestehen: Umso mehr Rückmeldungen der Service von euch erhält, desto besser und schneller lernt er euren individuellen Musikgeschmack kennen.
Eine wichtige Einschränkung soll aber nicht verschwiegen werden. Aus rechtlichen Gründen könnt ihr ANT POP MACHINE weder konkrete Künstler noch existierende Musikstücke als musikalische Vorlage nennen. Wer darauf Wert legt, sollte sich besser einen der großen Anbieter anschauen.
PopPopPop: Musikalisches Spektrum und Qualität
Auch nach dem Update ist sich der Service treu geblieben. Musikalisch bedient werden alle Pop-Musik-Liebhaber im weitesten Sinne – bisher ausschließlich instrumental, ab jetzt auch mit Hauptgesang (unten mehr dazu). Dabei offenbart sich eine erstaunliche Weitläufigkeit des Genres. Uptempo Elektro-Pop, Akustik-Sets mit Liveflair, emotionale Balladen, Poprock, Worldmusic-Pop, Retro-Pop, um nur einige musikalische Zonen zu nennen. Doch im Kern steckt immer die liebevoll trainierte künstlerische Intelligenz von ANT POP MACHINE, die jederzeit eine Genre-sichere musikalische Performance abliefert und nach Aussage der Entwickler noch mal erheblich aufgebohrt wurde.
Kurz: Die musikalische Qualität ist durchweg Oberklasse. Eure musikalischen Anpassungswünsche werden nicht einfach nur in Echtzeit umgesetzt, sondern sinnvoll integriert. Der musikalische Fluss bleibt immer erhalten. Wir haben den Eindruck, dass das mit diesem Update noch mal deutlich intelligenter und abwechslungsreicher geworden ist. Respekt!
Endlich? ANT POP kann singen
Und auch der größte Wunsch aus der Community wurde erhört. Endlich gibt es Gesang. Pop ohne Gesang, dass war sicher die größte Schwachstelle von ANT POP MUSIC und das wollte man nicht länger auf sich sitzen lassen. Leider scheitert der Service hier gleich mehrfach.
Die generierten Liedtexte sind überladene, bedeutungsschwangere Worthülsen bei denen der emotionale Funke nicht überspringen will. Da hilft es auch nicht, dass insgesamt 24 Sprachen verfügbar sind.
Überraschend auch die unterdurchschnittliche gesangliche Performance. Es gibt zwar eine Vielzahl von Basisstimmen, denen aber allesamt der Charakter fehlt. Vielleicht liegt es daran, dass ANT POP MACHINE auf Grund von rechtlichen Beschränkungen sehr generische Stimmen einsetzt. Jede Sängerin oder jeder Sänger bzw. deren rechtliche Vertretungen würden ANT POP MACHINE in Grund und Boden klagen, wenn der Eindruck einer Stimmübereinstimmung entstehen würde. Eine schwierige Situation, die aktuell tatsächlich viele kleine Dienste treffen dürfte. Das groß angekündigte Hauptfeature kann uns damit leider nicht wirklich überzeugen.
Daneben wurden einige nette Funktionen nachgereicht, die aber auch nicht mehr als gute Produktpflege sind:
- Stimmungsverlaufskurven zum Beispiel für Partys oder romantische Abende können jetzt vordefiniert werden
- Die Beeinflussung der musikalischen Performance durch SocialMedia- und Sensoren-Daten wurde erheblich ausgebaut
- Durch Mischung mehrerer Nutzerprofile kann Musik jetzt gruppendynamisch erzeugt werden
- Freestyle-Modus (das System ‚vergisst‘ alle Vorgaben und improvisiert in sehr offenen Parameterbereichen)
Die wahre Stärke: Community
ANT POP MACHINE hat von Anfang an die Bedeutung der Community erkannt und diese seit dem Start bestens gepflegt und motiviert. Man könnte fast sagen, dass die Community die fehlenden Musiker ersetzt, indem sie sich selbst feiert und besonders gelungene Musikstücke featured, Musikvideos erstellt, Stücke nachspielt oder sich gleich die passenden Künstler selbst ausdenkt. Der Service unterstützt das mit zahlreichen Verbesserungen und neuen Funktionen und macht das Community-Working so noch einfacher und unterhaltsamer als bisher. Konsequent weitergedacht!
Außerdem wurde eine Live-Event-Reihe angekündigt, das ANT POP FESTIVAL, auf dem lokale Musiker beliebte ANT POP-Hits interpretieren können. Geplant sind vorerst zehn Veranstaltungen in Barcelona, London, Berlin, Moskau, Kapstadt, Dubai, Beijing, Tokio, San Francisco und Rio de Janeiro. Alle Veranstaltungen können natürlich auch virtuell besucht werden.
Fazit: Liebevoll trainierte Genre-KI mit Gesangsschwächen und großer Konkurrenz Erfreulicherweise besinnt sich ANT POP MACHINE auf seine Stärke und das mit großem Erfolg: die Musik. Die klingt jetzt noch natürlicher und facettenreicher und auch Änderungswünsche werden jederzeit sehr musikalisch und dynamisch umgesetzt. Immer wieder erstaunlich, dass eine künstliche Intelligenz die Musik in Echtzeit berechnet. Leider hapert es noch beim Gesang. Da kann man nur auf schnelle Besserung hoffen. Viele andere Services liefern deutlich bessere Ergebnisse. Vor dem Hintergrund erscheint auch ein Preis von 0,063 LCOIN pro 10 Musikstücke nicht unbedingt günstig.Trotzdem: ich habe ANT POP MACHINE über die Jahre ins Herz geschlossen und werde dem Service weiterhin treu bleiben. |